Selbstverständlich Messen und Märkte
Als geübte Besucherin auf Messen und Märkten oute ich mich gerne als kompetent in Sachen Kunsthandwerk.
Ich stelle dazu Fragen, die mein Wissen erweitern sollen. Sie sollen mich im Vorfeld schon als Insider kennzeichnen. Da spielt ein bisschen Eitelkeit mit, ich möchte aber auch nicht langweilen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich: immer mit denselben Fragen konfrontiert werden, kann zu Ermüdungserscheinungen führen. So denke ich mir Fragen aus, die überlegt daher kommen. Der Ahaeffekt ist am größten, wenn ich vermeintlich die Antwort auf die Frage schon kenne. So geschehen bei meinem Besuch auf der Weihnachtsmesse in Karlsruhe.
Wie Farbe ins Porzellan kommt, habe ich mir nie überlegt, und mir maximal Gedanken über Formgebung und Gebrauchsfähigkeit gemacht. Eine unserer Meisterinnen dieses Fachs, Hozana Gomes da Costa erklärt mir auf meine Frage zu ihrem Lieblingsstück, dass es weder die perfekte Form noch die Ausladung der Schale, sondern das Erzielen des Farbtons sei, der ihr am Herzen liege. Ich staune. Also das macht ein Stück bei ihr zum Lieblingsstück: die erwünschte Farbe!
Das Naheliegende habe ich gar nicht gesehen, sondern als selbstverständlich hingenommen: Ein Blau wie das Meer, bevor die Sonne untergeht, ein blasses Rotorange wie eine Blütenknospe kurz vor dem Aufgehen. Dass genau dies ihr vorderstes Bestreben sei, sei doch selbstverständlich, sagt Hozana. Ich muss ihr gestehen, dass ich auf diesem Auge blind gewesen bin. Jetzt sehe ich ihre Arbeiten aus einer anderen Perspektive.
Selbstverständlich, das lernen wir beide über diesen kurzen Austausch, ist gar nichts. Und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Antwort auf eine meiner Fragen.
Dabei gehe ich innerlich in die Knie vor der Geduld unserer Kunsthandwerker*innen, auf alles eine Antwort zu geben. Jeder begonnene Dialog, das wissen alle Aussteller*innen, hat das Potential zur Steigerung der Wertschätzung. Diese Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit. Besucher*in und Kunsthanderwerker*in bilden das Gespann, auf dem unser Angebot- und Nachfragesystem basiert. Ein Glück, wenn diese Begegnung stattfinden kann.
Aus Sicht des BdK werden wir auch weiterhin mit allen Mitteln versuchen, beste Rahmenbedingungen für die echte Begegnung zu schaffen. Selbstverständlich ist das nicht. Es besteht vermehrt die Erwartung, alle Waren online erwerben zu können. Diese Option ist aber genau für dieses Segment von hochwertigen, handwerklich gefertigten Unikaten nicht gut geeignet. Der Aufwand, für eine große Anzahl an Einzelstücken einen Webshop zu betreiben, ist verhältnismäßig zu groß. Die Distanz zum Objekt und dem*r Hersteller*in lässt sich über einen Bildschirm nicht überbrücken. Kommunikation mit Lerneffekt wie oben beschrieben: Fehlanzeige.
Selbstverständlich veranstalten unsere Regionalteams weiter Messen und Märkte mit ausgewählten Aussteller*innen. Wir sind überzeugt davon, dass diese Formate nach wie vor die beste Möglichkeit bieten, von der Qualität unserer kunsthandwerklichen Arbeit zu überzeugen. Besucher*innen mit ihren Fragen sind selbstverständlich herzlich willkommen.
Psst: Bis zum nächsten Markt oder Messe besteht immer die Möglichkeit zum Erwerb eines Gutscheins . Dieser führt garantiert zu einer Begegnung mit eine*r unserer Kunsthandwerker*innen.
Anmerkung:
Hier sollte eigentlich stehen: Abonnieren Sie unseren Newsletter, um über alle Aktivitäten unserer Mitglieder auf dem Laufenden zu sein. Stand heute, 21.12.21 ist das Newsletter-Abo-System noch nicht in Betrieb. Die Weihnachtszeit grätscht dazwischen. Wir sind im Januar so weit, dann gilt’s!
Text: Tiina Kern, Presse BdK